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Was Farbveränderungen an den Nägeln bedeuten

Veröffentlicht am 09.01.2021

Ob milchig-weiss, gelblich-grün oder dunkelviolett – die Palette der Farbveränderungen an den Nägeln ist genauso vielfältig wie ihre Abstufungen und Ausprägungen. Dabei handelt es sich allerdings nicht immer um ein rein kosmetisches Problem.

 

Punkt-, flecken- und streifenförmige Veränderungen der Nägel sind meist harmloser Natur. Manchmal können sie allerdings auch Hinweise auf eine gesundheitliche Störung oder gar eine schwerwiegende Erkrankung sein. Das Spektrum der Ursachen reicht von einem (Mikro-)Trauma über eine Mangelversorgung mit Nährstoffen, eine Nagelpilzinfektion (Onychomykose) oder ein geschwächtes Immunsystem bis hin zu inneren Krankheiten. Hier sind z. B. Erkrankungen des Herzens, der Lunge oder Nieren einige von zahlreichen Beschwerdebildern. Deshalb ist es bei einer Farbveränderung immer wichtig, genau hinzusehen.

Folgende Aspekte sollten Sie im Rahmen einer Befunderhebung und weiteren Betreuung/Beratung berücksichtigen:

  • Ist die Farbveränderung auf, in oder unter der Nagelplatte lokalisiert?
  • Wie lange besteht sie schon?
  • Welche Form hat sie?
  • Ist der farblichen Veränderung eine Belastung oder ein Trauma der Füsse bzw. Fussnägel vorausgegangen, etwa beim Sport?
  • Wie sieht es mit der Nagelpflege daheim aus? Eine regelmässige unsachgemässe Nagelpflege kann sich auch in farblichen Veränderungen des Nagels zeigen.
  • Wie entwickelt sich die verfärbte Stelle? Wächst sie mit dem Nagel zu dessen freiem Rand hin – oder bleibt sie lokal bestehen? Vergrössert sie sich? Geht die Veränderung auf benachbarte Nägel über?
  • Ist nur ein Nagel oder sind mehrere Nägel betroffen? 

Zeigen sich die Verfärbungen symmetrisch an den Fingernägeln beider Hände, ist dies meist ein Hinweis auf eine gesundheitliche Störung oder eine Grunderkrankung.

 

Die weissen Pünktchen

Kommt Ihnen eine Verfärbung in oder unter dem Nagel bzw. den Nägeln „verdächtig“ vor, sollten Sie Ihrem Kunden unbedingt empfehlen, die Ursache von einem Arzt abklären zu lassen. Denn nur so kann gegebenenfalls die notwendige Therapie erfolgen. Sogenannte Leukonychien (von gr. „leukos“ = weiss und „onychis“ = Nagel) zählen zu den häufigsten Verfärbungen. Sie zeigen sich als weisse, wenige Millimeter grosse, vereinzelt oder unregelmässig gehäuft auftretende Punkte oder ein über die gesamte Breite der Nagelplatte verlaufender weisser Streifen. Hierbei handelt es sich um eine fehlende Transparenz der Nagelplatte, die sich nicht verändert und mit dem Nagel herauswächst. Ursache sind meist eine zeitweise Störung des Verhornungsprozesses und dadurch bedingte Hohlräume zwischen Hornschicht und Nagelbett. Sie gehen meist auf das Konto einer Verletzung, z. B. des Nagelhäutchens bei der Manicure/Pedicure, oder eines anderen Traumas. Deutlich seltener kommen folgende Ursachen für weissliche Verfärbungen in Frage:

Querstreifen: Bei einzelnen oder mehrfach parallel verlaufenden Streifen kann es sich um sogenannte Mees-Bänder handeln. Auch sie entstehen durch eine vorübergehende Verhornungsstörung innerhalb der Nagelmatrix. Ursache kann eine Infektionskrankheit, eine Chemotherapie bei der Krebsbehandlung oder eine Schwermetallvergiftung sein.

Flecken: Unscharfe, weissliche Flecken und Sprenkel auf der Nageloberfläche, die sich von den vorderen Seitenrändern auf die gesamte Nagelplatte ausweiten können, deuten auf eine seltene Form der Nagelmykose hin. Ein typisches Zeichen für diese weisse, oberflächliche Onychomykose ist auch, dass die Struktur des Nagels unverändert bleibt.

Grossflächige Verfärbungen: Bei einer milchig-weissen Färbung des hinteren und einer rötlich-braunen Verfärbung des vorderen Nagelanteils spricht man von „Halb-und-Halb- Nägeln“. Sie zeigen sich bei einer schweren chronischen Nierenschwäche oder auch bei Morbus Crohn.

Vom Nagelrand ausgehende Verfärbungen werden meistens durch eine Onychomykose (Nagelpilz) verursacht

Vom Nagelrand ausgehende Verfärbungen werden meistens durch eine Onychomykose (Nagelpilz) verursacht

Der Milchglasnagel

Ist die gesamte Nagelplatte milchig trüb verändert und endet die Verfärbung ein bis zwei Millimeter vor dem freien Nagelrand, wird das als „Milchglas-“ oder „Terry-Nagel“ bezeichnet. Meist sind alle Nägel davon betroffen. Mögliche Ursachen sind eine Mangelernährung, eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Störung bei der Blutbildung („Eisenmangelanämie“). Weitere Erkrankungen, die mit „Terry-Nägeln“ einhergehen, sind Diabetes mellitus, eine chronische Herzschwäche, Leberzirrhose sowie die Darmerkrankung Colitis ulcerosa. Die Verfärbung entsteht dabei durch Gefässveränderungen im Nagelbett. Milchglasnägel können ausserdem Folge einer Strahlentherapie sein. Manchmal scheint auch eine übermässige Hornhautbildung unterhalb der Nagelplatte oder die Ablösung des Nagels vom Nagelbett weisslich durch. Um eine Verfärbung des Nagels handelt es sich hier nicht.

Weiss-gelbliche bin hin zu dunkelgelben oder braun-/grün-gelben Verfärbungen, die vor allem vom freien Nagelrand ausgehen, sind oftmals Folge einer distolateralen subungualen Onychomykose. Typisch für diese häufigste Form der Nagelpilzinfektion ist, dass sie sich mit der Zeit Richtung Nagelmatrix ausweitet und die komplette Nagelplatte befallen kann, sofern sie unbehandelt bleibt. Ein weiteres Zeichen für eine solche Onychomykose ist oftmals die Verdickung des Nagels, der zudem bröckelig wird. Ein Befall der Nachbarzehe(n) ist ebenfalls möglich. Selten beginnt die Verfärbung in der Nähe der Nagelmatrix. Eine solche proximale subunguale Onychomykose kann bei einer kleinen Läsion des Nagelhäutchens entstehen. Gelb-bräunliche Verfärbungen, sogenannte Ölflecken, die meist an mehreren Nägeln auftreten, sind Folge einer Schuppenflechte (Psoriasis). Ursache hierfür sind Psoriasisherde im Nagelbett, die durch die Nagelplatte hindurchscheinen. Bei rund 70 Prozent der Betroffenen finden sich zudem „Tüpfelnägel“ – stecknadelkopfgrosse Grübchen in den Nägeln. Eine Gelbfärbung der Nägel ohne Veränderung der Nagelstruktur kann auch Folge einer Behandlung mit bestimmten Antibiotika oder Rheumamitteln sein.

 

Von gelb bis grün

Wenn sich die Nägel gelblich verfärben, dick werden und nur noch verlangsamt wachsen, spricht man von einem „Yellow-Nail-Syndrom“. In manchen Fällen kann es auch zu einer Onycholyse kommen. Dieses seltene Bild ähnelt zwar einer Onychomykose, tritt aber in Zusammenhang mit einer chronischen Atemwegserkrankung oder einem Lymphödem auf. Ausserdem kann es sich bei einer rheumatologischen, hormonellen oder auch Tumor- Erkrankung zeigen.

Die Grünfärbung eines Nagels – das „Grüner-Nagel-Syndrom“ – ist Zeichen einer bakteriellen Infektion; hier ist oft der Daumen betroffen. Die Verfärbung kann gelblich-grün, grün, grün-violett bis zu grünlich-schwärzlich sein. Verursacher ist meist Pseudomonas aeruginosa, ein Bakterium, das sich besonders in feuchter Umgebung findet. Voraussetzung für die Infektion sind eine geschwächte Abwehrlage und eine (minimale) Verletzung am Nagel.

 

Von rot bis blau

Rötliche oder rote Farbtöne sprechen für eine akute Verletzung oder Entzündung. Weitere Entzündungszeichen sind eine Schwellung, lokale Überwärmung, Schmerzen oder gar eine Funktionseinschränkung des Fingers bzw. des angrenzenden Fingerendgelenks. Bläuliche Fingernägel weisen auf eine Unterversorgung des Nagelbettes mit Sauerstoff hin, z. B. durch Kälte. Ernstzunehmende Ursachen sind eine krankhafte Durchblutungsstörung sowie eine Herz- oder Lungenerkrankung. Oft sind dann auch die Fingerspitzen, die Lippen und Nasenspitze bläulich verfärbt – nicht nur, wenn es kalt ist.

Erscheint der Nagelmond bläulich, weist das auf die seltene Kupferspeicherkrankheit Morbus Wilson hin. Eine Rotfärbung der Lunula (Nagelmond) zeigt sich bei der Autoimmunkrankheit Lupus erythematodes, welche die Haut oder die inneren Organe befallen kann.

Dunkelbraune bis blauschwarze Veränderungen

Der häufigste Grund für dunkelbraune bzw. violett-schwarze Verfärbungen ist ein mehr oder weniger grosser Bluterguss (subunguales Hämatom) unterhalb der Nagelplatte in Folge eines Traumas. Eine solche Einblutung kann punkt-, strich-, fleckenförmig oder auch grossflächig sein und wächst mit dem Nagel heraus. Punktuelle bzw. splitter- oder streifenförmige Einblutungen können aber auch krankheitsbedingt auftreten, beispielsweise bei rheumatoider Arthritis, Diabetes mellitus, Psoriasis, Schilddrüsenüberfunktion oder auch bei einigen Herzerkrankungen. In manchen Fällen liegt der Dunkelfärbung eines Nagels auch eine Pilz- oder Bakterieninfektion zugrunde. Darüber hinaus kann eine dunkle Verfärbung der Nägel Folge einer Chemotherapie sein. Zeigt sich plötzlich ein dunkler Fleck oder sieht man Streifen, ohne dass es zuvor zu einem Trauma gekommen ist, kann möglicherweise ein schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom) dahinterstecken. Auch wenn es sich nur um eine winzige Veränderung handelt, ist hier auf jeden Fall die umgehende Abklärung durch einen Arzt erforderlich.

 

Die Nagel-Basics

Ein gesunder Nagel hat keine eigene Färbung. Rosafarben wirkt er allein deshalb, weil das Nagelbett mit seinen Blutgefässen durchscheint. Nur der Nagelmond (Lunula) zeigt sich sichelförmig und in unterschiedlicher Grösse in einem helleren Ton an der Nagelbasis.

  • Nagelmatrix mit Nagelwurzel: Die Hauptwachstumszone des Nagels liegt eingebettet in der Nageltasche und reicht bis hin zur Lunula. Als Keimschicht produziert die Nagelmatrix konstant das Protein Keratin und neue Zellen, die bei der „Onychisation“ verhornen und die hier noch verdeckte Nagelplatte, die Nagelwurzel, bilden.
  • Nagelplatte: Sie besteht aus etwa 150 Zellschichten. Die Fingernägel wachsen rund zwei bis vier Millimeter pro Monat, wobei ihre Wachstumsgeschwindigkeit vor allem genetisch bestimmt ist. Zusätzlich wird diese allerdings von weiteren Faktoren beeinflusst, z. B. von der Ernährung, dem Hormonstatus und damit dem Alter sowie der Temperatur der Umgebung.
  • Nagelbett: Dessen Bindegewebe ist mit der darunterliegenden Knochenhaut fest verbunden.
  • Nagelwall: Diese Hautfalte, die auch als Paronychium bezeichnet wird, umschliesst die Nagelplatte u-förmig.
  • Nagelfalz: Er wird zu beiden Seiten von Nagelwall und -platte gebildet. Seitlich des Nagels findet sich Deckgewebe, sogenanntes Epithelgewebe, welches vor allem eine schützende Funktion hat. Aber auch unterhalb des Nagels liegt eine solche Schicht.

Unterschieden wird in:

  • Hyponychium: Dieses dünne und trotzdem mehrlagige, nicht verhornende Epithelgewebe verbindet die Nagelplatte mit dem Nagelbett. Ihre obersten Zellen wachsen mit dem Nagel nach vorne.
  • Eponychium: Als dünne Epithelschicht liegt das Eponychium der Nagelplatte in der Nageltasche auf. In deren Tiefe verläuft es bis hin zur Nagelmatrix, während es nach oben hin die Nageltasche abschliesst. Als verhorntes Nagelhäutchen (Cuticula) bedeckt es ein Stück weit den Nagelmond.
  • Perionychium: Diese Schicht kleidet den Nagelfalz aus. Seitlich geht sie in das Hyponychium über, an der Basis des Nagels verbindet sie sich mit der Cuticula und dem Eponychium.

 

 

Text: Karen Becker

Fotos: stock.adobe.com (3)

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