FACE & BODY

Weg mit dem Speck

Starke Gewichtsabnahmen oder Schwangerschaften können Fettschürzen am Bauch verursachen, mit denen viele Menschen unzufrieden sind. Zum Glück gibt es Möglichkeiten ihnen zu helfen.

Veröffentlicht am 01.04.2021

Der Facharzt
Dr. Karl Schuhmann ist seit über 23 Jahren als Plastischer Chirurg tätig. Derzeit praktiziert er als Chefarzt der Klinik für Plastische/Ästhetische Chirurgie & Handchirurgie an den Augusta Kliniken Bochum Hattingen und in seiner Privatpraxis in Du?sseldorf. Er führt durchschnittlich 50 Bauchstraffungen pro Jahr durch.

 

Herr Dr. Schuhmann, welche Alternativen hat eine Patientin zur operativen Bauchstraffung? Können Sie Methoden vorab zur Bauchfettreduzierung empfehlen?
Die meisten Patienten, die wegen einer Bauchdeckenstraffung zu mir kommen, haben im Vorfeld viele Versuche unternommen, wieder einen flachen Bauch und eine schlanke Taille zu bekommen. Durch eine Ernährungsumstellung und gezielte Sportübungen kann man den Körper beim Fettabbau unterstützen, aber eine stark ausgedehnte Bauchdecke bildet sich durch diese Massnahmen nicht zurück.

Eine Möglichkeit der minimal-invasiven Behandlungsmethoden ist die Hautstraffung mit Radiofrequenz und Ultraschall. Bei dieser Methode wird durch die gezielte Erwärmung des Gewebes der Abbau der Fettzellen gefördert und die Restrukturierung der Kollagenfasern angeregt. Bei hartnäckigen Fettpölsterchen an Bauch, Oberschenkeln, Oberarmen und Hüften und auch bei Cellulite bietet sich dieses Verfahren an.

 

In welchen Fällen helfen sanfte Methoden nicht mehr? Gibt es objektive Grössenmasse oder ist es in der Regel ein subjektiver Wunsch, der einen Patienten zu Ihnen treibt?
In den meisten Fällen kommen Frauen und auch Männer nach extremer Gewichtsabnahme zu mir, da der Körper die stark ausgedehnte Bauchdecke oft nicht mehr zurückbilden kann. Grund dafür sind erschlaffte oder gerissene Bindegewebestrukturen in der Unterhaut, die der Bauchhaut bislang Halt und Straffheit gegeben haben. Die Folge sind faltige, hängende Hautlappen, sogenannte Fettschürzen. Diese Fettschürzen sind zum einen für die Patienten eine enorme Belastung. Viele Betroffene schämen sich für ihr Aussehen und ziehen sich vom sozialen und gesellschaftlichen Leben zurück. Zum anderen stellen die Fettschürzen auch eine Gefahr für chronische Entzündungen dar. Gerade am Bauch können sich mehrere Hautschichten überlagern. Schweiss und Körperwärme sorgen dann dafür, dass ein Brutgebiet für Bakterien und Hautpilze entsteht. Normale Bewegung und die Reibung der Kleidung verursachen noch weitere Reizungen der überschüssigen Hautlappen. Ein weiterer Grund für eine Bauchdeckenstraffung bei Frauen sind häufig Mehrlingsschwangerschaften, nach denen sich die extrem gedehnte Bauchdecke nicht mehr zurückbildet. Aber auch bei mehreren Schwangerschaften hintereinander ist das Gewebe am Bauch so stark beansprucht, dass eine Bauchdeckenstraffung notwendig wird.

 

Welche unterschiedlichen Anforderungen gilt es dann operativ zu lösen?
In der Plastischen Chirurgie unterscheidet man zwei Arten der Bauchstraffung, die Grosse und die Kleine Bauchdeckenstraffung. Bei der Grossen Bauchdeckenstraffung, auch Abdominoplastik genannt, werden das überschüssige Haut- und Unterhautfettgewebe entfernt sowie die Bauchwand gestrafft. Ebenfalls wird der Bauchnabel umschnitten und neu positioniert. Die horizontale Narbe verläuft oberhalb der Schambehaarung und verschwindet später in Unterwäsche, Bikini oder Badehose. Gleichzeitig lassen sich ebenfalls Blinddarm- und Kaiserschnittnarben mitkorrigieren. Die «Kleine» Bauchdeckenstraffung, auch Miniabdominoplastik genannt, ist ein kleinerer Eingriff, der auch ambulant durchgeführt werden kann. Dabei wird über einen kurzen Schnitt überschüssige Haut und Fettgewebe zwischen Nabel und Schamgrenze entfernt, ohne den Nabel zu versetzen. Die Straffungswirkung ist jedoch deutlich geringer als bei einer kompletten Bauchdeckenstraffung.

 

Kann man den Bauch getrennt von Po und Beinen auch «zurechtmodellieren» – oder handelt es sich in der Regel um eine komplette Figur-Neugestaltung?
Beim sogenannten Mommy Make-over können gleichzeitig unterschiedliche Bereiche des Körpers modelliert werden. Je nach persönlichem Empfinden und Veränderungen des Körpers können unterschiedliche Eingriffe vorgenommen werden: eine Bauchdeckenstraffung, eine Bruststraffung oder Brustvergrösserung oder eine Fettabsaugung. Auch Korrekturen einer Kaiserschnittnarbe oder eine Dehnungsstreifenbehandlung sind möglich. Häufig wünschen sich die Frauen zur Bauchdeckenstraffung eine Bruststraffung oder eine Brustvergrösserung, da auch die Brust während Schwangerschaft und Stillzeit sehr stark beansprucht ist. Nach Schwangerschaften nehme ich meistens eine Bauchdeckenstraffung mit einer Neupositionierung des Bauchnabels vor, da hier eine Miniabdominoplastik nicht ausreicht, um wieder einen flachen Bauch und eine schlanke Taille zu bekommen. Patienten, die nach starker Gewichtsabnahme zu mir kommen, wünschen sich zur Bauchstraffung und der konsequenten Beseitigung der Fettschürzen noch eine Fettabsaugung, um an kritischen Stellen hartnäckige Fettpolster zu minimieren.

 

Wie lange dauern in schweren Fällen der Eingriff unter Narkose, der Aufenthalt in der Klinik und die Rekonvaleszenz Zeit?
Körperlich muss der Patient in guter Verfassung sein. Der Eingriff der Bauchdeckenstraffung findet in Vollnarkose statt und dauert ca. zwei bis drei Stunden. Ein anschliessender stationärer Aufenthalt von zwei bis vier Nächten ist sinnvoll. Nach zwei Wochen können die Fäden gezogen werden. Wir empfehlen, für sechs Wochen ein unterstützendes Mieder zu tragen sowie zwei Wochen Urlaub einzuplanen, um sich zu erholen. Nach der Bauchdeckenstraffung sind für die Dauer von sechs bis zwölf Wochen körperliche Belastungen, wie z. B. Sport sowie häusliche und berufliche physisch anstrengende Tätigkeiten absolut zu vermeiden. Da es sich bei der Bauchdeckenstraffung um einen sogenannten Weichteileingriff handelt, treten Schmerzen nur bis zu wenigen Tagen nach dem Eingriff auf.

 

Wer kommt für die Kosten einer solchen Behandlung auf?
Eine Bauchdeckenstraffung ist meistens ein rein ästhetischer Eingriff. In diesem Fall müssen alle Kosten sowie der Krankenhausaufenthalt vom Patienten privat bezahlt werden. Das betrifft auch Zusatzkosten, die für Nachbehandlungen oder eventuell auftretende Komplikationen entstehen. In einigen Fällen beteiligt sich die Krankenkasse unter Umständen an den Kosten der Bauchstraffung, wenn der Patient z. B. an einer besonders grossen Fettschürze leidet, unter deren Hautlappen es zu Hautproblemen, z. B. Pilzinfektionen oder reibungsbedingten Wundstellen gekommen ist.

 

Inwieweit kann eine Kosmetikerin für schnellere Heilung sorgen?
Nach der Operation ist es wichtig, die Haut und die Narbe gut zu pflegen, das heisst: weich und geschmeidig zu halten, damit sie schön abheilen können. Hier kann die Unterstützung einer Kosmetikerin mit Massage und Pflege sinnvoll sein. Auch ist eine Lymphdrainage zu empfehlen, da so die Narbenheilung unterstützt und verbessert wird.

 

Glauben Sie, dass dieses Thema spätere Generationen auch noch beschäftigt?
Ich glaube, dass Schönheitseingriffe in der Zukunft sogar noch zunehmen. Immer mehr Menschen leiden schon in jungen Jahren unter Adipositas und weisen ein zu hohes Körpergewicht auf. Dies geht häufig einher mit Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Herz- Kreislauf-Erkrankungen, die dann zum Auslöser dafür werden, Körpergewicht zu reduzieren. Ausserdem wird aber das Äussere heutzutage im Zuge von Instagram und Co. immer wichtiger. Doch die «Virtuelle Schönheit» ist nicht medizinische Realität. Jeder Eingriff birgt Gefahren, die die Jugendlichen gerne ausblenden. Den Schritt zu drastischen Veränderungen lehne ich als Plastischer Chirurg strikt ab.

 

 

Text: Waltraud Ellerich-Minareci

Photos: stock.adobe.com (1), Melanie Zanin (1)

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