Ab jetzt ganz entspannt
Es reicht nicht, sich selbst im Spiegel zu betrachten. Denn das betrifft nur das Äusserliche. Für die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist es wichtig, dass man auch in sich hineinhört, um ein Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse zu bekommen.
Wie sieht es aus mit Ihrer inneren Stimme? Hören Sie darauf oder sind Sie eher vernunftbetont? Ihre Gedanken und Ihr Körper sind eng miteinander verknüpft, beides bewusster wahrzunehmen, lässt sich trainieren. Und wie das funktioniert, lesen Sie hier.
Sie lauern überall – die vermeintlich perfekten Menschen, die ihr Leben so spielend meistern. Social Media-Kanäle, Hochglanz- Magazine und auch das Fernsehprogramm sind voll davon. Mal wirken solche Beispiele inspirierend, aber zu einem grossen Teil können sie auch für einen nicht unerheblichen inneren Stress sorgen. Da kommen schnell Gedanken auf wie «Wenn ich doch nur so gut aussehen würde!» oder «So perfekt wie Influencerin A, Moderatorin B oder Model C wäre ich gerne!». Dieses ständige Vergleichen schlägt selbst charakterstarken Menschen irgendwann aufs Gemüt. Deshalb ist es wichtig, derartige (Selbst-)Darstellungen mit einer gehörigen Portion Abstand zur eigenen Persönlichkeit zu betrachten. Sicher ist es hin und wieder auch mal ganz schön, sich von solchen Menschen inspirieren zu lassen. Letztendlich aber tut es Körper und Seele gut, sich ein positiveres Bild von sich selbst anzueignen. Eine solche Haltung nimmt ungemein viel Druck aus dem eigenen Leben und verbessert die Ausstrahlung. Da darf die innere Stimme durchaus mehr zu Entscheidungen und Empfindungen beitragen.
Innehalten im Alltag
Eine gewisse Zeit lang kann jeder Körper auf Hochtouren laufen. Doch irgendwann sind die Akkus einfach leer. Hörsturz, Burnout, Schlafprobleme oder gesundheitliche Probleme bis hin zum Herzinfarkt sind nicht selten die typischen Folgen einer dauerhaften Überlastung. Wer in der «Tretmühle» des Alltags feststeckt, sollte unbedingt die Notbremse ziehen – z. B. mit Meditation. Regelmässig angewandt, verringern sich Stresshormone wie Cortison und Adrenalin im Blut, erhöhter Blutdruck sinkt und Herzrasen nimmt ab. Zudem ist diese innere Einkehr sehr zuträglich für eine gleichmässige Atmung und ein gutes Bauchgefühl. Während einer Meditation werden Körper und Geist quasi gezwungen, den Fokus nur auf eine einzige Sache zu legen. Negative Gedanken und seelische Anspannung, die zunächst vorherrschend waren, lassen Stück für Stück nach und lösen sich. Das klappt zwar nicht sofort und braucht etwas Training – ähnlich dem Erlernen einer Fremdsprache oder einer neuen Sportart. Doch Übung macht bekanntlich den Meister und beim Meditieren können sich Erfolge schnell einstellen, wenn der Praktizierende im Vorfeld gut angeleitet wurde. Dann wird es für ihn auch immer leichter, in die Tiefenentspannung zu gleiten
Ein Augenblick der Musse
So wie Detox-Kuren für Haut und Körper besonders im Frühjahr hoch im Kurs stehen, machen diese auch für den Geist Sinn. Limitieren Sie die Zeit, die Sie für gewöhnlich in den sozialen Medien verbringen – das lässt sich sogar einstellen. Sie können z. B. auf Instagram festlegen, wie lange Sie täglich auf dieser Plattform verweilen möchten. Wenn das festgelegte Zeitfenster abgelaufen ist, erscheint eine entsprechende Anzeige auf dem Display. Und dann sollten Sie für diesen Tag Schluss mit dem Surfen und Posten machen. Körper und Geist werden es Ihnen danken, denn für beide ist es überaus erholsam und angenehm, einfach mal gar nichts tun zu müssen. Probieren Sie es aus, versuchen Sie, zehn Minuten weder zu handeln noch zu denken. Anfangs wird es Ihnen sicher nicht leichtfallen, sich von Ihrem Alltag zu lösen. Doch dieses kurze Innehalten lässt sich trainieren und fällt Ihnen dadurch von Tag zu Tag leichter. Und ganz plötzlich ergeben sich neue Perspektiven. Der Geist kommt zur Ruhe und die Signale des Körpers lassen sich wieder deutlicher wahrnehmen. Sicher ist das auch mittels Yoga, progressiver Muskelentspannung, Atemtechniken, Tai-Chi oder Qigong machbar. Doch dieser «Zeit- Snack», diese zehn Minuten «Nichts tun» sind eine perfekte Mini-Meditation, die sich ohne Vorkenntnisse täglich praktizieren lässt. Setzen oder legen Sie sich dazu einfach nur ruhig hin und schliessen die Augen. Mit geschlossenen Augen fällt es einem in der Regel leichter, sich zu entspannen und den Körper besser zu spüren. Nehmen Sie dann zwei, drei tiefe Atemzüge und lassen Sie sich auf die Stille ein – sonst nichts. Dieses zeitlich limitierte, regelmässig praktizierte Innehalten hat zwei wesentliche Vorteile. Zum einen begeben Sie sich ganz bewusst ins Hier und Jetzt, denn Sie fokussieren sich auf diesen besonderen Moment. Zum anderen wird es Ihnen immer besser gelingen, Ihre innere Stimme wahrzunehmen. Und die konfrontiert Sie mit Ihren Bedürfnissen, die im Alltag oft genug keine Rolle spielen. Für eine positive Eigenwahrnehmung ist das nicht förderlich. Sie kennen das bestimmt: Schnell wird «Ja» gesagt, obwohl ein «Nein» angebracht wäre. Mitunter schwingt auch ein ungutes Gefühl bei der einen oder anderen Sache mit, das nicht recht zu deuten ist. So wird das schlechte Gefühl eben beiseite geschoben. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem sich zeigt, dass es besser gewesen wäre, auf dieses ungute Gefühl zu hören. Mit Entscheidungen, die aus dem Bauch getroffen werden, liegt man zumeist richtig. Und doch wird unsere innere Stimme im Alltag viel zu oft überhört. Genau wie bestimmte körperliche Signale wird sie einfach ignoriert. Häufig geht es dann los mit negativen Gedanken, Kritik an und einem strengen Umgang sich selbst.
«Good Vibrations» trainieren
Eigenwahrnehmung spielt sich im Kopf ab, deswegen ist eine kleine Umprogrammierung nötig. Versuchen Sie erst einmal, sich nicht mit anderen zu vergleichen. Sagen Sie sich: «Ich bin ich und das ist gut so!». Zweifeln Sie ausserdem nicht so stark an sich, gehen Sie bei Niederlagen nicht hart mit sich ins Gericht. Wenn Sie einen Fehler gemacht haben, ist das menschlich. Stehen Sie dazu und analysieren Sie, welche Umstände dazu führten und Sie es künftig besser machen können. Führen Sie sich am Ende eines Tages vor Augen, was an diesem gut für Sie gelaufen ist und/oder Sie glücklich gemacht hat – z. B. ein Kompliment oder eine nette Begegnung. Wir neigen dazu, uns zu sehr an negative Erlebnisse zu erinnern – vielleicht auch deshalb, weil Schuldgefühle überaus hartnäckig sein können. Doch diese sind auch zerstörerisch und torpedieren unser positives Selbstbild. Und das muss doch nun wirklich nicht sein.
Tipps für eine bessere Selbstwahrnehmung
- Keine Vergleiche mit anderen Menschen
- Nobody is perfect – Sie dürfen Fehler machen
- Oft hilft es, sich selbst nicht immer allzu ernst zu nehmen
- Entschuldigen Sie sich nicht für Ihre Meinung
- Sagen Sie «Ja!», wenn Sie etwas wirklich wollen
- Sagen Sie «Nein!», wenn Sie etwas nicht wollen
- Lassen Sie positive Gedanken zu – so gut es geht
- Versuchen Sie, so wenig wie möglich negativ zu denken
- Seien Sie freundlich zu sich selbst
- Gehen Sie mit sich selbst nicht zu hart ins Gericht
- Achten Sie auf Ihre körperlichen Bedürfnisse, z. B. ausreichend Schlaf oder eine Ruhepause
- Versuchen Sie, öfter auf Ihr Bauchgefühl zu hören
- Suchen Sie die Schuld nicht immer gleich bei sich selbst
- Bleiben Sie ehrlich und authentisch
- Seien Sie sich Ihrer Schwächen und Ihrer Stärken bewusst und lassen diese auch zu
- Verbringen Sie viel Zeit mit den Menschen, die Ihnen guttun
- Tun Sie täglich zehn Minuten einfach mal nichts
Autorin:
Kirsten Metternich von Wolff ist ausgebildete Diätassistentin, Ernährungsberaterin und Werbewirtin. Sie ist seit Jahrzehnten als freie Journalistin und Buchautorin tätig und hat mit www.herzwiese24.de auch einen eigenen Blog, u. a. zu gesundem Kochen.
info@metternich24.de
Text: Kirsten Metternich von Wolff
Fotos: stock.adobe.com (3), Kirsten Metternich von Wolff (1)