Trinken mit Genuss
Gesunde Ernährung wird für uns immer wichtiger. Doch was ist mit adäquaten Getränken? Der Mineralwasserkonsum steigt, aber manchmal darf es auch gerne etwas mit Geschmack sein. Günter Wagner und Valerie Dinkler stellen Ihnen Alternativen vor.
Es ist kaum mehr zu übersehen: Immer mehr Menschen achten verstärkt auf ihr Wohlbefinden und ihre Ernährung. Clean Eating, Flowfood oder Plant-based Food stehen hoch im Kurs. Sowohl die jüngere Generation als auch im Beruf erfolgreiche, selbstbewusste Frauen überdenken verstärkt ihre Lebensgewohnheiten im Hinblick auf einen gesunden Lifestyle und Getränkekonsum. «Detox Drinking» und «Sober Curios» sind die neuen Trends in der Getränkewahl. «Nüchtern, aber neugierig» beschreibt dabei die Lust an der Alkoholfreiheit nur allzu treffend. Die Zahl derer, die lieber mit klarem Kopf die Yogastunde um sieben Uhr absolvieren wollen als sich mit einem «Brummschädel» ins Büro zu schleppen, nimmt weltweit zu. Und dennoch: Wer keinen Alkohol trinkt, ist in den Augen einiger Menschen entweder schwanger, trockener Alkoholiker oder einfach nur komisch. Den Sekt beim Empfang abzulehnen oder den Rotwein zum Rinderfilet wegzulassen, fällt trotz der neuen Lust an der Nüchternheit immer noch auf.
Das Schönheits-Plus
Das neue Gesundheitsbewusstsein hat durchaus positive Nebenwirkungen, denn gesunde und schöne Haut ist nicht nur das Ergebnis äusserlicher Pflege, sondern auch einer bedarfsgerechten Ernährung und einer zeitgemässen Getränkeauswahl. Wird zu wenig getrunken, entleeren sich die Feuchtigkeitsdepots der Haut besonders stark. Wie auch der knackigste Apfel schrumpelig wird, wenn er austrocknet, so wird unsere Haut trocken, schlaff und faltig, wenn der Körper unter einem Wasserdefizit leidet. Das klassische Schönheitsvitamin ist das Provitamin A. Es unterstützt das Wachstum und die Erneuerung der Haut. Zudem verhindert es, dass Haut und Schleimhäute zu schnell austrocknen und die Haut spröde und rissig wird. Mit der richtigen Getränkeauswahl kann eine Zusatzportion dieses Schönheitsvitamins leicht aufgenommen werden. Alle Smoothies mit roten und gelben Obst- und Gemüsesorten helfen hier bei der Bedarfsdeckung. Wichtig ist auch eine gute Versorgung mit Mineralstoffen. Calcium ist nicht nur ein Aufbaustoff für die Knochen, sondern auch für die Fingernägel und das Haar. Ein Mangel ist oft an weissen Flecken auf den Fingernägeln zu erkennen. Bereits durch die richtige Wahl des Mineralwassers kann die Calciumaufnahme gesteigert werden. Zum Entgiften empfiehlt es sich daher, regelmässig und viel zu trinken. Am besten beginnt man gleich morgens nach dem Aufstehen damit. So wird der Wasserhaushalt der Zellen schnellstmöglich ins physiologische Gleichgewicht gebracht.
Mineralwasser als Grundlage
Ein empfehlenswertes Basis-Getränk ist mineralstoffreiches Mineralwasser. Ob mit oder ohne Kohlensäure – es ist ein kalorienfreies Naturprodukt. Das Wasser sollte wichtige Mineralstoffe wie Calcium (mindestens 150 Milligramm pro Liter) und Magnesium (mindestens 50 Milligramm pro Liter) liefern. Wer es ganz genau nehmen möchte, sollte zusätzlich auf den Gehalt an Hydrogencarbonat achten (mindestens 600 Milligramm pro Liter). Durch seine Pufferkraft neutralisiert es schnell und effektiv überschüssige Säuren im Körper. Hydrogencarbonatreiche Mineralwasser unterstützen diese Pufferwirkung und wirken so positiv auf den Säure-Basen-Haushalt des Organismus.
Pilz mit Detox-Effekt
Als perfekte Ergänzung zum Mineralwasser gelten fermentierte Drinks, die keine Erfindung der Gegenwart sind. Im Gegenteil: Die Fermentation wird schon seit Jahrtausenden vor allem im asiatischen Raum praktiziert, um Speisen länger haltbar zu machen. Fermentierte Getränke haben ein grosses Plus aufzuweisen, denn sie sind in der Regel zuckerarm, probiotisch und können relativ vitamin- und mineralstoffreich sein. Die enthaltenen Probiotika sorgen zudem für eine gesunde Darmflora – auch als Mikrobiota bezeichnet. Das enthaltene Vitamin B12 kann zudem unser Immunsystem stärken. Da es üblicherweise nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt, sind Vitamin B12-haltige, fermentierte Getränke besonders für Vegetarierinnen und Veganerinnen eine wertvolle Ernährungsergänzung. Zu den Trendgetränken zählt auch das fermentierte Teegetränk Kombucha. Mithilfe der Bakterien und Hefen des Tee-Pilzes wird aus einem gesüssten Grün- oder Schwarztee in rund zwei Wochen ein erfrischendes Fitness-Getränk, dem Detox-Eigenschaften zugesprochen werden. Während der Fermentation entsteht aus dem enthaltenen Zucker eine fein moussierende Kohlensäure. Die Inhaltsstoffe des Tees, etwa Teein und Antioxidantien, bleiben weitgehend erhalten. Zudem bilden sich verschiedene Enzyme, Vitamine und organische Säuren, die die Entgiftungsfunktion der Leber unterstützen. Der Kombucha-Tee ist eine gute Basis für Mixgetränke und kann z. B. mit Cranberrysaft als Cocktail während eines Empfangs serviert werden. Alternativen zu den fermentierten Getränken sind Drinks auf Essig-Basis. Der «Switchel» ist eine Mischung aus Wasser, naturtrübem Apfelessig und frischem Ingwer, die z. B. mit etwas Honig gesüsst wird. Die erfrischende Kombination schmeckt ähnlich wie Kombucha und kann mit Beeren und Früchten nach Belieben verfeinert werden.
Heute schon «geshrubt»?
Wer etwas Zeit hat, setzt sich einen «Shrub» an. Die Entstehung dieses Früchtesirups auf Essig-Basis reicht bis in das 12. Jahrhundert zurück. Bei der Zubereitung werden milde Essigsorten wie Kokos- oder Himbeeressig verwendet und kombiniert, wobei Essig und Früchte stets zu gleichen Teilen verwendet werden. Der Reifeprozess dauert etwa fünf Wochen, danach wird der Sud aufgekocht und gesüsst, z. B. mit etwas Honig, Agavendicksaft oder Stevia. Nach dem Abkühlen wird er mit calcium- und magnesiumhaltigem Mineralwasser aufgefüllt. Eine besondere Geschmacksnote erhält der Shrub noch durch die Zugabe von Salbei oder Rosmarin.
Wasserkefir – der «kleine Bruder» des Kombucha
Zu den fermentierten Drinks zählt auch der Wasserkefir. Das kohlensäurehaltige Gärgetränk wird mithilfe einer kristallförmigen Kefirkultur (auch Japankristalle genannt) hergestellt, die Hefen (Saccharomyces, Candida) und Milchsäurebakterien enthält. Der süsssaure, prickelnde Geschmack erinnert an jungen Federweisser. Ähnlich wie Bitter Lemon schmeckt Wasserkefir, wenn Zitrone beigefügt wird. Das Getränk erhalten Sie nicht fertig im Laden, es ist aber ganz einfach selbst herzustellen – mit einer Starterkultur aus dem Reformhaus. Wasserkefir lässt sich gut mit getrockneten Aprikosen und Datteln oder Zitrone und Grapefruit kombinieren. Man kann ihn aber auch mit gesunden Kräutern und wertvollen Gewürzen wie Ingwer, Curcuma, Kardamom und Zimt fermentieren. Die Kefirkultur vermehrt sich am besten, wenn ihr Calcium zugeführt wird. Deshalb sollte sie mit calciumhaltigem Wasser angesetzt werden. Verwendet man calciumarmes Wasser, ist die Vermehrung der Kultur stark verlangsamt. Empfehlenswert ist ein kohlensäurefreies Mineralwasser mit einem Gehalt an Calcium (mindestens 150 Milligramm pro Liter) und Magnesium (mindestens 50 Milligramm pro Liter) – am besten in einem Verhältnis von 2:1.
Autor
Günter Wagner ist Ernährungswissenschaftler und Vorstandsmitglied im Deutschen Institut für Sporternährung e.V. Bad Nauheim. Im Rahmen der sportmedizinischen Betreuung der Sportklinik berät er Sportler und ist zudem Autor zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen.
Kontakt: g.wagner@isonline.de
Text: Günter Wagner
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