Weiss wie Schnee
... muss die Haut ja nun wirklich nicht sein. Doch störende Pigmentflecken dürfen gerne verschwinden, so der Wunsch vieler Kundinnen im Institut. Lesen Sie, welche Wirkstoffe und kosmetischen Treatments sich dafür eignen.
Hyperpigmentierungen sind meist harmlose Hautverfärbungen. Sie können bereits ab der Geburt bestehen oder sich erst im Laufe des Lebens entwickeln, dann spricht man von erworbenen Hyperpigmentierungen. Die Ursache liegt in einer lokalen Überproduktion von Pigment, dem Melanin, bzw. in einer lokalen Zunahme von pigmentbildenden Zellen, den Melanozyten. Auslösende Faktoren sind UV-Strahlung, hormonelle Einflüsse, eine genetische Veranlagung, Alterungsprozesse sowie Verletzungen und Entzündungen der Haut.
Vor allem im Gesicht werden Hyperpigmentierungen als deutlich störend angesehen. Denn ein Teint mit unterschiedlichen Farbnuancen erscheint unruhig, fleckig und wird oft unbewusst mit einem höheren Alter in Verbindung gebracht. Kein Wunder, dass man die leidigen Flecken möglichst schnell wieder loswerden möchte. Dabei kann die Kosmetikerin unterstützen, denn es stehen eine Vielzahl an Wirkstoffen, Produkten und auch Behandlungsmethoden zur Verfügung! Bei aufhellenden Substanzen und Behandlungen sind zwei Wirkprinzipien essenziell: Zum einen soll der Pigmentierungsprozess unterbunden werden. Dies kann durch eine Hemmung der Tyrosinase, dem Schlüsselenzym der Melaninbildung, bewirkt werden. Zum anderen sollte zeitgleich der Abbau von vorhandenen Pigmenten gefördert werden.
Ganz genau hinschauen
Zum Start einer Behandlung sollte die Kosmetikerin zunächst eine sichere Einordnung der vorliegenden Pigmentierung durchführen. Hier kann der fachkundige Blick durch die Lupenleuchte helfen – oder der «Kneiftest». Durch diesen einfachen Test kann die Kosmetikerin die Wirksamkeit ihrer Behandlung im Vorfeld abschätzen und so direkt ein grösseres Behandlungspaket schnüren, da tief liegendes dermales Pigment immer schwerer zu behandeln ist. Zudem sollte eine erfahrene Kosmetikerin aufhellende oder pigment mildernde Wirkstoffe mit ihren Vor und Nachteilen kennen. Bei einigen Aktivstoffen zur Hautaufhellung kann sich z.B. mit der Wirksamkeit auch die Aggressivität gegen über der Haut erhöhen – Irritationen sind dann die Folge, wie z.B. bei der Koji-Säure. Sie ist umstritten, da sie bei Hautkontakt eine Entzündung hervorrufen kann. Viele aufhellende Aktivstoffe hemmen zwar wirksam die Tyrosinase, können aber gleichzeitig zellschädigend wirken. Manche Aufheller wurden daher bereits für den Einsatz in der Kosmetik verboten, wie z.B. Hydrochinon.
Empfehlenswert sind Stoffe, deren Wirkamkeit in zahlreichen invitro und invivo Studien nachgewiesen wurde und deren Einsatz unbedenklich und sicher ist. Der folgende Überblick zeigt, welche Wirkstoffe in der Kosmetik zur Verfügung stehen und welche Beschränkungen es gibt.
- Vitamin C (Ascorbinsäure) hemmt nachgewiesen die Tyrosinase und hellt daher die Haut auf. Positiver Nebeneffekt: Es regt zudem die Kollagensynthese an. Freies Vitamin C ist wegen seiner Instabilität gegenüber Luftsauerstoff und seiner geringen Penetrationsfähigkeit weniger geeignet, aber es stehen sehr wirkungsvolle Vitamin C-Verbindungen zur Verfügung. Besonders bewährt hat sich eine Kombination aus Ascorbyl Phosphat und Ascorbyl Glucosid, die synergistisch wirken: Ascorbyl Phosphat penetriert besser und schneller, Ascorbyl Glucosid wird kontinuierlich aufgenommen, sorgt also für eine Langzeitversorgung mit Vitamin C. Ascorbyl Tetraisopalmitate als Öl-lösliches Vitamin C wird sehr gut von der Haut aufgenommen und dort in freies Vitamin C umgewandelt.
- Vitamin B3 (Niacinamid) ist ein echter Tausendsassa in der Kosmetik. Belegt ist z. B., dass es ungleichmässige Pigmentierung reduziert und die Haut moderat aufhellt. Niacinamid schützt davor, dass das Melanin in die oberen Hautschichten vordringt.
- Hexylresorcinol ist ein weiterer sicherer und effektiver «Aufheller» mit einer langen Historie im pharmazeutischen und kosmetischen Bereich. Die Wirkung ist vergleichbar mit der von Hydrochinon, jedoch ohne die entsprechenden Nebenwirkungen. Der Wirkstoff beeinflusst die Melanozyten und wirkt durch eine Reduktion des Melaningehalts hautaufhellend.
- Arbutin ist ein sehr wirksamer Bestandteil von aufhellenden Produkten, der für die Kosmetik zugelassen ist. Der Wirkstoff steht in der Diskussion, da er Hydrochinon freisetzen kann, das in Europa für die kosmetische Hautaufhellung verboten ist. Das wissenschaftliche Beratergremium (SCCS), dessen Begründungen in die Gesetzgebung einfliessen, hat 2015 die Verwendung von Arbutin in der Kosmetik in geringer Dosierung jedoch als sicher bewertet. Gemäss der Verordnung über Kosmetika (VKos) gilt für Arbutin in der Schweiz ein Grenzwert von 0.04%. Auch in Europa ist der Einsatz von Hydrochinon in Hautbleich mitteln verboten. Bezüglich Arbutin und Kojisäure bestehen momentan jedoch keine Einschränkungen.
- Kojisäure ist für den Einsatz in Kosmetik in Asien weit verbreitet, im europäischen Raum ist der Einsatz noch nicht geregelt, aber umstritten – und in der Schweiz generell verboten. Sie kann – vor allem abhängig von der Konzentration – zu Hautirritationen bis hin zu einer Kontaktdermatitis führen und sollte daher nur von Dermatologen verwendet werden.
- Pflanzenextrakte, z.B. aus der Süssholzwurzel: Tatsächlich haben Lakritz-Extrakt und dessen Wirkstoff Glabridin eine ähnliche Wirkung wie Kojisäure. Glabridin hemmt die Tyrosinase in den Melanozyten und wirkt damit aufhellend – eine gute Alternative zur umstrittenen Kojisäure.
- Azelainsäure ist eine natürlich vor kommende Dicarbonsäure und hemmt die Tyrosinase effektiv. Lokal aufgetragene Azelainsäure wirkt allerdings erst in einer hohen Dosierung, die nur in pharmazeutischen Präparaten möglich ist. In kosmetischen Mitteln darf die Säure gering dosiert werden (bis max. 1%) und zeigt hier erst nach sehr langer Anwendungszeit eine auf hellende Wirkung.
- Tranexamsäure ist eine Aminosäure, die die Tyrosinase sehr effektiv hemmt, was zu einer deutlichen Hautaufhellung führt. Bei Gehalten über ein Prozent ist jedoch eine arzneiliche Funktion nicht auszuschliessen, was die Abgrenzung von Kosmetik zu Arznei erschwert und den Einsatz in Kosmetika so mit einschränkt. Beliebt ist die Kombination von Tranexamsäure mit Peelings oder der Mikrodermabrasion.
- Peelings: In der Kosmetik kommen natürliche Peelings wie z.B. eine Kraäuterschälkur aber auch chemische Fruchtsäure Peelings in der Behandlung zum Einsatz. Die Wirkung des FruchtsäurePeelings ist dabei abhängig vom pHWert, der Einsatz konzentration sowie der Art der Substanz. Durch das Ablösen von Hautschüppchen und einer Schälung der Haut mit nachfolgender Stimulierung der Zellerneuerung kann oberflächliches (epidermales) Pigment nach mehreren Behandlungen schneller abgebaut und entfernt werden.
Den Hautzustand beachten
Wenn für die Kosmetikerin behandelbare Hyperpigmentierungen vorliegen, sollten die einzelnen Behandlungsschritte und die eingesetzten Aktivstoffe unbedingt auf die Hautbeschaffenheit (empfindlich, unrein etc.) abgestimmt werden, da es sonst eventuell zu unerwünschten Reaktionen kommen kann. Für ein optimales Ergebnis ist es zudem notwendig, regelmässige Kabinen-Behandlungen mit konsequenter Heimpflege zu kombinieren. Aufheller haben leider keine «Zauberwirkung», sodass nur die regelmässige Anwendung über einen längeren Zeitraum zu einem sichtbaren Ergebnis führt.
Ohne Lichtschutz geht es nicht!
Egal, ob kosmetisch, ärztlich oder bestenfalls gemeinschaftlich an der Aufhellung von unliebsamen Hyperpigmentierungen gearbeitet wird: An einem kommen die Kunden nicht vorbei – dem Lichtschutz! Ohne einen ausreichenden und vor allem konsequenten Schutz vor UV-Strahlung werden sämtliche Bemühungen zur Beseitigung von Flecken und Aufhellung der Haut zunichte gemacht, da UV-Strahlen natürlicherweise die Bräunung und somit Pigmentierung der Haut anregen. Hinzu kommt, dass die bereits behandelte und somit aufgehellte Haut deutlich lichtempfindlicher ist.
Tipp: Machen Sie den Kneiftest!
Mit diesem Test lässt sich die Lage des Pigments in der Haut besser bestimmen: Kann man bei zusammengekniffener Haut das Pigment noch sehen, ist es oberflächlich gelegen, also epidermal. Verschwindet das Pigment bei zusammengekniffener Haut, ist es eher tiefer gelegen, also dermal.
Passend und ergänzend zum Thema auch der folgende Beitrag:
Dr. med. Christine Schrammek
Die Geschäftsführerin der Dr. med. Christine Schrammek Kosmetik GmbH ist Dermatologin und Allergologin. Als Anti-Aging-Expertin entwickelt sie Behandlungsmethoden, u. a. die Kräuterschälkur «Green Peel» und dermatologische Pflegeprodukte.
Christina Drusio
Die Fachärztin für Dermatologie und Venerologie ist Teil der Inhaberfamilie und Mitglied der Geschäftsleitung der Dr. med. Christine Schrammek Kosmetik GmbH.
Text: Dr. med. Christine Schrammek und Christina Drusio
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