Private Label
Erfüllen Sie sich den Traum von der eigenen Marke
Eine hauseigene, individuell gebrandete Produktlinie ist ein hervorragendes Alleinstellungsmerkmal für Ihr Kosmetikinstitut. Was Sie beachten müssen, wenn Sie sich auf dieses Vorhaben einlassen.
Kosmetikmarken gibt es wie Sand am Meer. Hinter Rezepturen, die sichtbare Ergebnisse auf unserer Haut erzielen, steckt die Arbeit von vielen Fachleuten: Chemikern, die Hand in Hand mit anerkannten Dermatologen und Wissenschaftlern arbeiten; Marketingstrategen, die aus einem Produkt eine echte, einzigartige Marke machen, und Vertriebsgenies, die genau wissen, welche Wege sie beschreiten müssen, um Absatz zu schaffen. Als Kosmetikerin können Sie sich dann für eine oder mehrere Marken entscheiden, mit denen Sie eine Geschäftspartnerschaft eingehen. Oder Sie beschreiten einen anderen Weg und verwenden eine eigene Marke.
Was passt zu mir?
Wer ein eigenes Kosmetikinstitut eröffnet, steht bei der Wahl der Produktlinien vor einer grossen Herausforderung. Denn ein kosmetisches Produkt ist Teil der eigenen Marke, repräsentiert die Philosophie des Unternehmens und unterstreicht das Alleinstellungsmerkmal massgeblich. Eine Kosmetikmarke, die im Produktverkauf richtig inszeniert wird, ist ein wesentlicher Faktor für den Umsatz und damit auch den Geschäftserfolg. Entscheidend dafür, ob eine Marke zu Ihnen und Ihrem Unternehmen passt, sind nicht nur das Konzept, die Produkt- Range und die Wirkstoffkomposition, sondern auch die Frage, ob sich das Produkt gut vermarkten lässt. Hier spielt z. B. das Verpackungsdesign eine wichtige Rolle. Aber auch Faktoren wie eine konstruktive Unterstützung beim Marketing, Behandlungstrainings, angemessene Lieferkonditionen oder ein integrierbarer Online-Shop, mit dem Sie durch Gebietsrecht sichergestellte Provisionen bekommen können. Viele kleine Details führen letztlich dazu, ob man sich für eine Marke entscheidet – oder eben nicht.
Seit einiger Zeit gibt es einen Aufwärtstrend in Sachen „eigene Marke“. Doch Trends kommen und gehen. Sich seine eigene Marke ins Institut zu holen ist prinzipiell eine gute Sache. Doch sollte dieser Schritt wohlüberlegt, gut kalkuliert und ausreichend durchdacht sein. Schnellschuss-Aktionen bei der Etablierung einer eigenen Institutsmarke können sich schnell als Himmelfahrtskommando entpuppen.
Für Vollblut-Unternehmerinnen mit Wagemut
Warum sollte man als Beauty- und Hautpflegedienstleister eine eigene Marke entwickeln und verkaufen? Dies ist nur dann sinnvoll, wenn Sie wirklich ein Brand werden wollen. Wenn Sie ein Gesamtpaket aus einem Guss anbieten wollen, dass Ihr USP klar hervorhebt und noch verständlicher wirken lässt. Interessant sind bei einer eigenen Marke natürlich die Margen. Aber auch das Image, welches Sie Ihnen und Ihrem Unternehmen durch eine eigene Produktlinie verpassen wollen. Eine eigene Marke ist dann eine gute Idee, wenn Sie nicht nur eine liebenswürdige Kosmetikerin sind, sondern vor allem eines – eine Vollblutunternehmerin. Denn ohne Sinn für betriebswirtschaftliche Abläufe tun Sie sich nichts Gutes und werden an einigen Hürden auf dem Weg zum Private Label verzweifeln.
Nur mit Businessplan
Um einen professionellen Businessplan kommen Sie bei der Einführung einer eigenen Marke nicht herum. Dieser muss die Geschäftsidee klar definieren. Sowohl das Kundenpotenzial als auch die Zielgruppen, die Vertriebswege sowie die Instrumente zur Kundenbindung müssen formuliert werden. Risiken, ein Fahrplan zur Realisierung sowie finanzielle Aspekte wie Rentabilität, Liquidität, Kapitalbedarf und Finanzierung sind ebenfalls Bestandteil eines guten Businessplans.
Die Produkte können Sie entweder nach eigenen Rezepturen und Formulierungen von einem spezialisierten Unternehmen herstellen und abfüllen lassen, oder Sie greifen auf bestehende Produktlinien zurück, welche von verschiedenen Unternehmen zur Vermarktung als Private Label angeboten werden.
Geprüft und zertifiziert
Eigene Rezepturen zu verwenden, ist allerdings nicht ganz einfach. Schliesslich müssen sie nach geltendem Kosmetikrecht geprüft und zertifiziert werden. Hier kann es sinnvoll sein, sich in Sachen Herstellung und Vermarktung von Kosmetika grundlegend juristisch beraten zu lassen. Lassen Sie für bereits geprüfte Rezepturen sämtliche Bestätigungen, Berichte und Zertifizierungen genau dokumentieren und auch prüfen, ob sie rechtskonform sind. Doch nicht nur juristische Aspekte sind relevant. Falls Sie die Produkte eines Herstellers von Private-Label-Ranges bevorzugen, dann achten Sie unbedingt auf Transparenz – auch in Bezug auf die verarbeiteten Rohstoffe. Wenn Sie Ihre eigene Marke schaffen möchten, sollte höchste Qualität ein wesentliches Kriterium sein. Alles andere fällt später negativ auf Sie zurück.
Mit Kosmetikprodukten befindet man sich auf einer Gratwanderung. Erinnern Sie sich noch an die Kosmetiklinie der Schauspielerin Uschi Glas, die vor einigen Jahren zu zweifelhafter Berühmtheit gelangte? Die mangelhaft bewerteten Produkte brachten ihrer prominenten Namensgeberin letztlich nur Spott und Häme ein. Deshalb ist eine sorgfältige Recherche das A und O bei einer eigenen Marke.
Wenn Sie in Ihrem Institut ein Private Label einführen wollen, müssen Sie nicht nur finanziell in Vorleistung gehen. Sie müssen auch die Produktlinie konzipieren. Dazu gehören das passende Branding und die Zusammenführung der Corporate Identity Ihres Instituts mit dem künftigen Produktdesign. Sie müssen Lieferkonditionen, Mengen, Logistik und das Marketing planen. Dafür müssen Sie mehrere Partner finden, denn es ist nicht anzunehmen, dass Sie die notwendigen Kompetenzen in den genannten Bereichen als Gesamtpaket bekommen oder gar allein mitbringen.
Wer, was, wann
Der Strategieplan muss genau Antwort darauf geben, in welchem Zeitrahmen Sie das Projekt durchführen wollen, und alle Beteiligten müssen dazu ihre vertragliche Zustimmung geben. Arbeiten Sie mit Partnern nur auf einer genau definierten vertraglichen Basis, welche festhält, wer was wann zu tun hat. Bedenken Sie immer: Ziele brauchen einen Plan.
Auch das Branding bedarf gründlicher Überlegungen. Sie haben ein Instituts-Logo. Schön! Das heisst aber noch lange nicht, dass es sich auf einer Produktverpackung visuell attraktiv gestalten lässt. Versuchen Sie sich bitte nicht selbst an grafischer Gestaltung, wenn Sie nicht wirklich eine entsprechende Ausbildung genossen haben und auf Produkt-Branding spezialisiert sind. Es gibt viele Kriterien, die später beim Verkauf darüber entscheiden, ob ein Produkt ansprechend ist und gekauft wird oder nicht.
Das Auge kauft mit. Die Gestaltung der Verpackung ist also ganz entscheidend. Und mit ihr bestimmte Normen, was wo stehen darf und was nicht. Auch hier gibt es rechtliche Grundsätze zu beachten. Werbeaussagen müssen rechtlich konform sein. Die Verpackung eines Produkts soll nicht nur gut aussehen, sondern muss sich auch gut anfühlen. Die Haptik trägt zur Verkaufsentscheidung der Kunden bei. Sie haben sich also für ein Produkt entschieden sowie für dessen Verpackung? Die Logistik – Lagerung und Versand – haben Sie mit einem Partner organisiert? Jetzt gilt es, die eigene Marke nicht nur im Kosmetikinstitut zu haben, Sie müssen sie auch verkaufen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten Sie das Produkt richtig kalkulieren. Und zwar von Anfang an, um später eine gewisse Preisstabilität gewährleisten zu können. Ihre Produktlinie muss eine Sogwirkung entfalten, daher sollten Sie im Bereich digitales Marketing Akzente setzen.
Ein funktionaler Online-Shop sowie eine Website, die Ihre eigene Marke optimal in Szene setzt, sind Sache einer Werbeagentur. Ebenso der Auftritt in den sozialen Medien und professionelle Videobeiträge. Denn neben den Behandlungen, die Sie in Ihrem Kosmetikinstitut tagtäglich durchführen, bleibt oft wenig Zeit für Marketing- Agenden. Marketing bedeutet viel mehr als nur einmal pro Woche etwas auf Facebook zu posten. Mit dem Marketing geben Sie die unternehmerische Richtung vor.
Mit Köpfchen und Gespür
Als Kosmetikerin eine eigene Marke zu besitzen, ist definitiv eine schöne Sache. Aber es ist auch ein Projekt, welches mit Köpfchen, viel kaufmännischem Gespür und Know-how umgesetzt werden muss. Wenn bestimmte Kriterien bei der Planung und später bei der Umsetzung nicht erfüllt werden, ist ein finanzielles Desaster vorprogrammiert. Gehen Sie mit sich selbst in Klausur und überlegen Sie sich gut, ob Sie die finanzielle Power, aber auch das notwendige Durchhaltevermögen für die Einführung einer eigenen Marke haben. Testen Sie gründlich und über einen längeren Zeitraum die Produkte, die Sie später anbieten wollen. Als Kosmetikerin haben Sie nicht nur die Aufgabe, für schöne Haut zu sorgen, sondern mit einer eigenen Marke sind Sie auch Botschafterin für eine bestimmte Ideologie.
Private Label Cosmetics sind kein Hype, sondern ein ernst zu nehmendes Geschäftsmodell. Von der übereilten Implementierung einer eigenen Marke rate ich allerdings ab. Lassen Sie sich Zeit. Gut Ding braucht Weile. Handeln Sie überlegt und professionell. Betrachten Sie Ihre eigene Marke nicht nur als finanzielle Chance. Eine eigene Marke verkörpert viel mehr – nämlich Sie selbst!
Partnerwahl
Abfüller für kosmetische Produkte gibt es viele. Auch hier heisst es genau hinschauen. Wie ist ein Unternehmen aufgestellt? Lassen Sie sich Auskunft geben über seine finanzielle Situation. Schliesslich brauchen Sie einen wirtschaftlich starken Partner. Lernen Sie Ihren Lieferanten unbedingt persönlich kennen. Lassen Sie sich das Labor zeigen, sprechen Sie dort mit Chemikern, Laborleitern, Qualitätsmanagern. Eine ansehnliche Homepage ist leider noch lange kein Garant für ein Unternehmen, das verantwortungsvoll und seriös wirtschaftet und produziert.
Autorin:
Sabine Chroszcz - Erharter bietet mit ihrem Unternehmen pro kommunikation Verkaufs- und Kommunikationsschulungen, Business- Workshops, Beratung und Coachings für Vertreter der Kosmetikbranche an. Darüber hinaus ist sie als freie Autorin tätig.
KONTAKT
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Text: Sabine Chroszcz - Erharter
Fotos: stock.adobe.com (3), Sabine Chroszcz - Erharter (1)