Schön Schlafen
Sich entspannen, abends zur Ruhe kommen und gut schlafen – für viele von uns ist das nicht selbstverständlich. Wie Aromatherapie und Aromapflege zu einer erholsamen Nachtruhe verhelfen können, weiss unsere Autorin Ida König.
Der Tag war lang, der Terminkalender ist noch voll und das Gedankenkarussell dreht unaufhörlich seine Runden – so ist an Entspannung und Schlaf häufig nicht zu denken. Wohltuende Aromapflege kann dabei unterstützen, Stress abzubauen, Körper und Geist zur Ruhe zu bringen und sanft auf die nächtliche Erholungsphase einzustimmen. Entdecken Sie, welche ätherischen Öle Entspannung und Schlaf fördern und wie Sie sie daheim einfach selbst anwenden können.
Der Klassiker: Echter Lavendel
Zu den bekanntesten ätherischen Ölen mit entspannender Wirkung gehört sicherlich der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia), dessen ätherisches Öl auch als Lavendel fein bekannt ist. Lavendelöl hat keine Schlaftabletten-artige Wirkung, er macht also nicht müde. Vielmehr hilft er, seelisch wieder ins Gleichgewicht zu finden. Nicht zu verwechseln ist Lavendelöl mit Lavandin, der eine Kreuzung aus Echtem Lavendel und Speiklavendel ist und dessen ätherisches Öl eher eine anregende bzw. aktivierende Wirkung hat. Neben dem Lavendel bietet die Welt der Aromatherapie bzw. -pflege eine grosse Auswahl an weiteren ätherischen Ölen, die zum Abbau von Anspannung und Stress beitragen können. Je nachdem, welche Ursache dabei zugrunde liegt, können die einzelnen Öle auf unter-schiedlichen Ebenen behilflich sein. Hier werden Ihnen insgesamt zehn ätherische Öle zur Entspannung vorgestellt, die sich grundsätzlich erst einmal zwei Kategorien zuordnen lassen: populäre Klassiker und «Hidden Champions».
Beliebte Zitrusöle
Eigentlich gelten die sogenannten Agrumen-öle als stimmungsaufhellend und vitalisierend. Gleichwohl gibt es hier aber auch Ausnahmen, die sich zur Entspannung einsetzen lassen: Bergamotte und Mandarine rot (Citrus reticulata).
Insbesondere bei Kindernasen ist letztere sehr beliebt. Das fruchtig-warme, süssliche Aroma vermittelt Geborgenheit und kann dabei helfen, abends zur Ruhe zu kommen. Zum Tagesausklang lässt sich eine sanfte Raumbeduftung im Kinderzimmer gut mit Abendritualen verbinden, z. B. einer Fantasiereise bzw. Duftmeditation oder zur Begleitung während der Gute-Nacht-Geschichte. Wichtig ist dabei, stets die individuellen Duftvorlieben der Kleinen zu beachten.
Zitrusbäume liefern aber nicht nur Früchte, aus denen ätherisches Öl gewonnen werden kann. Auch die Blüten, Blätter und Zweige sind hierfür wertvolle Rohstoffe. Aus den Blüten des Bitterorangenbaums (Citrus aurantium var. amara) wird z. B. das kostbare Neroli-Öl gewonnen, das durch sein sonnig-blumiges Aroma betört und nicht nur durch seine Verwendung in Eau de Cologne-Rezepturen Berühmtheit erlangt hat. Aufgrund seiner Preis- und Duftintensität wird es häufig in Alkohol verdünnt angeboten. Neroli ist ein bewährter Begleiter in Schockmomenten, Phasen der Trauer und Zeiten der Krise.
Aus den Blättern und Zweigen des Bitterorangenbaums wird wiederum das sogenannte Petit Grain Bigaradier-Öl destilliert, das sich durch ein grün-herbes Duftprofil auszeichnet und Ruhe und Gelassenheit fördert. Es lässt sich gut mit Zitrusölen mischen, verträgt sich durchaus aber auch mit Blütenaromen und erdigen Noten.
Viele Duftpflanzen, die wir in Form von Tee oder Gewürzkräutern in der Küche schätzen, haben in der Aromatherapie ebenfalls ihren festen Platz. Melisse und Basilikum gehören z. B. dazu.
Grünes gegen Stress
Die Melisse (Melissa officinalis) ist ein geeignetes Öl bei Themen, die «zu Herzen gehen». Lassen uns Liebeskummer, Sorgen auf der Arbeit oder Beziehungsstress nicht zur Ruhe kommen, kann die Melisse eine gute Wahl sein. Ihr frischer, zitrusartiger Duft ist sehr intensiv. Gleichzeitig gehört Melissen-öl auch zu den preisintensiveren Ölen. Deshalb wird sie häufig in Verdünnungen angeboten – etwa in fettem Jojobaöl oder als Mischung mit Lavendel fein. In England ist Basilikumöl (Ocimum basilicum) als Anti-Stress-Öl populär, im deutschsprachigen Raum wird es vergleichsweise selten verwendet. Dieses Öl wirkt sich nicht nur entspannend auf den Verdauungstrakt aus, sondern auch auf die Psyche. Aufgrund des krautigen Duftprofils des Basilikums empfiehlt sich neben der geringen Dosierung eine Mischung mit leichteren Düften wie beispielsweise Zitrusölen.
Stabilisierende Süssgräser
Palmarosa (Cymbopogon martinii) und Vetiver (Vetiveria zizanoides) gehören beide zur Familie der Süssgräser – auch wenn ihre Düfte unterschiedlicher kaum sein könnten. Palmarosaöl zeichnet sich durch einen rosenartigen, blumigen Duft aus und wird für seine emotional stabilisierende, stresslösende Wirkung geschätzt. Gleichzeitig gehört es zu den besonders hautfreundlichen ätherischen Ölen. Auch Vetiveröl wirkt hautregenerierend. Auf psychischer Ebene wirkt es – passend zu seinem waldig-dunklen Duftprofil – erdend, beruhigend und ausgleichend. Wann immer wir uns nach Erdung, Zentrierung oder psychischer Verankerung sehnen, ist das ätherische Vetiveröl einen Blick wert. Es eignet sich gerade im Herbst und Winter für kuschelige Duftkompositionen und kann mit Noten wie Orange, Rose, Patchouli oder Benzoe Siam, Tonka, Kakao oder Vanille sehr gut gemischt werden.
Das fünfte Duftpaar zählt zu den ätherischen Ölen, die aus Blüten gewonnen werden – Ylang-Ylang und Rose. Ylang-Ylang gibt es im Handel in verschiedenen Variationen. Reich an aromatischen Estern ist vor allem die als «Ylang-Ylang extra» bezeichnete Qualität, bei der das ätherische Öl nach ungefähr einer Stunde während des Destillationsvorgangs gewonnen wird. Sein sinnlicher, opulent-blumiger Duft macht es zu einem prädestinierten Öl rund um Themen wie Liebe, Lust und Sinnlichkeit. Generell wirkt Ylang-Ylang entspannend, ausgleichend und stimmungsaufhellend und ist dabei als Blütenöl keinesfalls nur den Frauen vorbehalten.
Im Repertoire der Blütenöle darf natürlich auch die Rose als Klassiker nicht fehlen. Ihr wertvolles Öl, das durch Wasserkochdestillation gewonnen wird, wirkt ganzheitlich harmonisierend und kann vielseitig kombiniert werden. Bei eigenen Mischungen ist eine dezente Dosierung bei allen Blütenölen sinnvoll – weniger ist dabei aufgrund der Duftintensität oftmals mehr.
Weitere Duft-Alternativen
Noch andere ätherische Öle können entspannend und stressabbauend wirken. Denken Sie dabei z. B. an Harze wie Weihrauch und Benzoe Siam, Nadelbaumöle wie Zeder oder Zirbelkiefer oder exquisite Hölzer wie Sandelholz oder Rosenholz. Und wie immer gilt: persönliche Duftvorlieben und spontane «Oh ja, das gefällt mir»-Reaktionen sollten bei der Auswahl darüber entscheiden, welche Öle zum Einsatz kommen.
Entspannende Bergamotte
Ätherische Zitrusöle sind insbesondere für ihre erfrischende, belebende und stimmungsaufhellende Wirkung bekannt. Eine Sonderstellung innerhalb der sogenannten Agrumen nimmt die Bergamotte (Citrus bergamia) ein. Ihr ätherisches Öl zeichnet sich durch einen hohen Anteil an entspannendem Linalylacetat aus und wirkt ähnlich beruhigend wie Lavendel fein. Nasen, die Lavendelduft nicht mögen, können daher oft mit dem Öl der Bergamotte eine gute Alternative finden. Zu beachten ist die photosensibilisierende Wirkung bei der Anwendung auf der Haut bei hohen Dosierungen.
Direkte Sonnenstrahlung ist unmittelbar zu vermeiden und eine hautfreundliche Dosierung ist unabdingbar.
Harmonisierend und entspannend: Drei DIY-Rezepte zum Ausprobieren
Diese Rezepte sind für den privaten Gebrauch bestimmt:
Gegen trübe Gedanken – Massageöl «Seelenlicht»
Abends ist eine wohltuende Massage in Kombination mit entspannenden ätherischen Ölen eine einfache und sinnliche Möglichkeit, den Tag zu beenden und Körper und Geist auf die Nacht einzustimmen. Bergamotte, Petit Grain und Neroli bilden hier ein stimmungsaufhellendes Trio:
- 50 ml Jojobaöl
- 2 Tropfen Bergamotte
- 3 Tropfen Petit Grain
- 5 Tropfen Neroli 10 %
Die Ölmischung eignet sich zur Ganz- oder Teilkörpermassage.
Bei Herzensangelegenheiten – Raumduftmischung «Trostpflaster»
Diese Raumbeduftung ist eine einfache Möglichkeit, von der entspannenden Wirkung ätherischer Öle zu profitieren:
- 2 Tropfen Orange
- 2 Tropfen Palmarosa
- 1 Tropfen Melisse 30 %
Die ätherischen Öle werden im Diffusor oder auf einem Duftstein angewendet. Die Raumbeduftung sollte zeitlich begrenzt sein.
Für dezente Duftimpulse – Roll-on «Blütentraum»
Insbesondere zähflüssigere Öle wie Vetiver oder Benzoe Siam sind nur bedingt für die Verwendung im Diffuser geeignet. Hier bietet sich die einfache Herstellung eines Roll-ons an. Dieser eignet sich für sanfte Duftimpulse auf der Haut, der ein intimeres Dufterleben ermöglicht als eine großflächige Raumbeduftung. Für diesen sinnlich-blumigen Roll-on mit erdender Basisnote benötigen Sie:
- 10 ml Jojobaöl
- 2 Tropfen Rose 10 %
- 2 Tropfen Ylang-Ylang extra
- 1 Tropfen Vetiver
Der Roll-on wird mit den ätherischen Ölen und dem Jojobaöl befüllt und anschliessend je nach Belieben an der Innenseite der Handgelenke, hinter den Ohrläppchen oder an Hals und Nacken aufgetragen.
Autorin:
Ida König ist ärztlich geprüfte Aroma-Expertin und teilt ihr Wissen in Workshops, Seminaren sowie auf ihrem Blog „Herbs & Flowers“.
Kontakt: www.ida-koenig.de
Text: Ida König
Bilder: stock.adobe.com (3), Ida König (1)