Wirkstoffe im Vergleich
Verbraucher sind heute aufgeklärter denn je. Sie möchten nicht mehr nur eine Creme, die bei ihrem Hautzustand gut funktioniert. Sie möchten wissen, warum das so ist – und welche Inhaltsstoffe dafür sorgen.
Immer mehr Menschen möchten genau wissen, was in den Produkten steckt, die Sie für ihre Hautpflege verwenden. Gesetzlich ist es vorgeschrieben, dass alle bei der Herstellung verwendeten Bestandteile deklariert werden müssen. Doch die Rohstoffe und Substanzen sind auf der Liste der Inhaltsstoffe nach ihren im INCI-Verzeichnis verwendeten Namen abgebildet. Dieses INCI-System ist eine vom Gesetzgeber anerkannte Nomenklatur, die gemeinsam von der europäischen und amerikanischen Kosmetikindustrie seit 1997 erarbeitet wurde und seitdem ständig erweitert wird. INCI ist die Abkürzung für International Nomenclature of Cosmetic Ingredients. Die Idee dahinter ist, dass durch eine einheitlich verwendete Bezeichnung der Inhaltsstoffe diese europaweit klar zu erkennen sind. Dies soll den Anwendern Sicherheit und Transparenz geben – vor allem auch Allergikern.
Die Bezeichnung spielt eine Rolle, ebenso die Anordnung. Die INCIs werden in abnehmender Reihenfolge ihrer im Produkt enthaltenen Konzentration angegeben. Je mehr also von einer Substanz enthalten ist, umso weiter oben ist diese zu finden. Rohstoffe unter einem Prozent werden am Ende der Liste unsortiert aufgeführt.
Bei Duftstoffen gibt es eine Besonderheit: Diese müssen nicht einzeln auf dem Produkt aufgelistet sein, sondern dürfen unter den Begriffen Parfüm oder Aroma zusammengefasst werden. Da jedoch auch Inhaltsstoffe von Düften Allergene enthalten können, gilt seit 2005 eine Kennzeichnungspflicht für insgesamt 26 Duftstoffe, die europaweit als besonders häufig allergieauslösend eingeschätzt wurden, z. B. Citral, ein nach Zitrone riechendes Gemisch.
Fragen Sie Ihre Lieferanten
Gerade wenn man ein Produkt nach einem bestimmten Wirkstoff auswählt, sollte überprüft werden, an welcher Stelle dieser in der Auflistung steht. Nicht jeder Wirkstoff muss an oberster Stelle sein, um effektiv zu sein. Allerdings ist es irreführend, wenn mit einem Inhaltsstoff geworben wird, der sich dann an einem der letzten Plätze befindet. Hier sollte man genau prüfen, worum es sich handelt und unter welchen Voraussetzungen der Wirkstoff den gewünschten Effekt auslösen kann. Viele Kosmetikhersteller weisen auf ihrer Website eine Liste mit Inhaltsstoffen samt Wirkerklärung auf, die sie für ihre Produkte verwenden. Auch bietet es sich an, gezielte Fragen an die Markenbetreiber zu stellen, für die Sie sich entschieden haben.
Im oberen Bereich der INCI-Liste: Je nach gewünschtem Pflegeziel gibt es Inhaltsstoffe, die besonders gern zur Herstellung von Kosmetikprodukten verwendet werden. Auch wenn nicht jeder Endverbraucher exakt weiss, was sich dahinter verbirgt, sind Begrifflichkeiten wie Q10, Hyaluronsäure oder etwa Retinol durch unterschiedlichste Werbemassnahmen bei den meisten Kosmetikverbrauchern bekannt. Jede Creme benötigt eine Basis. Die Zusammensetzung dieser Basis lässt sich aus den INCIs problemlos herauslesen, denn sie befindet sich im oberen Drittel der auf dem Produkt gelisteten INCIs.
Im mittleren Bereich der INCI-Liste stehen dann die Wirkstoffe, die neben der eigentlichen Basis noch weitere Effekte hervorrufen können. Einige Wirkstoffe, die jahrelang in Kosmetikprodukten enthalten waren und teilweise auch immer noch enthalten sind, haben mittlerweile ein schlechtes Image.
Prioritäten abwägen
Auch hier sollte man sich ein wenig Zeit nehmen und die Inhaltsstoffe genau nach Konzentration und Gewinnung überprüfen. Silikone z. B. sind häufig in Anti-Aging-Produkten vorzufinden, da sie optisch zu Aufpolsterungen führen. Sie legen sich wie eine Art Film auf die Haut, diese wirkt dann glatt. Allerdings können Silikone zu Hautirritationen führen und die Haut zudem austrocknen, gerade bei häufiger Anwendung.
Parabene werden von den meisten Fachleuten auch als kritisch eingestuft. Parabene werden als Konservierungsmittel eingesetzt und sollen verhindern, dass sich Bakterien und Pilze in Cremes ansiedeln und vermehren. Dadurch wird eine Creme länger haltbar gemacht. Jedoch stehen einige Parabene in Verdacht, Krankheiten und Allergien auslösen zu können. Viele Hersteller setzen deshalb generell auf Alternativen, die jedoch oftmals auch teurer bei der Verwendung bzw. für den Endverbraucher sind.
Mit Apps INCIs aufschlüsseln
Aluminium etwa findet sich häufig in Deodorants, weil es die Schweissbildung durch eine Art Verstopfung der Poren hemmt. Doch die wenigsten Menschen möchten kritische Metalle auf ihrer Haut wissen. Zudem ist bekannt, dass Aluminium bei vielen Anwendern Hautirritationen hervorruft und auch Auslöser diverser Krankheiten sein könnte. Es gibt inzwischen gute Alternativen auf dem Markt, besonders bei Naturkosmetikmarken mit bekannten Zertifikaten.
Schlussendlich möchte der Kunde Effekte wie optische Aufpolsterung, lange Haltbarkeit etc., aber auf möglichst unschädlichem Wege. Wer unkompliziert und schnell wissen möchte, was in einem Produkt verborgen ist, nutzt am besten eine der zahlreichen Apps, bei denen sich INCIs im Nu aufschlüsseln lassen und das Produkt bei verschiedenen Eigenschaften wie z. B. «vegan» verzeichnet ist. Denn die Produktvielfalt am Markt lässt sich gut dazu nutzen, genau die Produkte zu finden, die zu Ihnen und Ihren Kunden passen. Wichtig ist es, die INCI-Liste sorgsam zu begutachten und nicht jedes Werbeversprechen zu übernehmen.
Sabrina Haas ist seit 1999 in der Beauty-Branche tätig. Die Journalistin hat sich auf Texte, PR und Marketing für Dienstleister innerhalb der Kosmetikbranche spezialisiert. Zudem hält sie Vorträge über Image, Strategie und Vertrieb für Selbstständige im Bereich der Kosmetik.
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Text: Sabrina Haas
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