SKIN & SCIENCE

Zum Schutz vor Sonne

Die Forschungsergebnisse im Bereich von Umweltstrahlen lassen wichtige Schwerpunkte erkennen: die Sicherheit von Sonnencremes und deren Spektrum, Nahrungsergänzungsmittel, Insektenschutz und ökologische Aspekte.

Veröffentlicht am 25.03.2021

Die Durchsicht der in den letzten Jahren veröffentlichten Forschungsergebnisse, Kongressnachrichten und Konsensus-Papiere lässt einige Schwerpunkte erkennen. Nicht berücksichtigt werden im Folgenden die neuesten Entwicklungen in der medizinischen Therapie bzw. Grundlagenforschung.

Im Zusammenhang von Sonnenschutzcremes und deren Sicherheit wurde erneut die Schutzwirkung der Sonnenschutzcremes diskutiert. Auslöser waren die Ergebnisse einer amerikanischen Studie. Zusammengefasst kamen diese zu dem Schluss, dass Sonnencremes in manchen Hochrisikogruppen einen wirksamen Schutz vor Hautkrebs bieten könnten, ihre Wirkung sei jedoch wahrscheinlich nicht umfassend. Massstab war hier die Neubildung von Muttermalen als Parameter für das Melanom-Risiko. Die Studie kombinierte Angaben von Eltern zum Einsatz von Sonnencremes und zur Sonnenexposition bei Jugendlichen im Alter von 15 Jahren mit der Anzahl der Naevi. Dabei zeigte sich kein Zusammenhang zwischen der Gesamtzahl an Malen und der Verwendung von Sonnenschutzmitteln. Fazit: Ausser für spezielle Personengruppen scheint Sonnencreme generell kein optimales Medium zur Vermeidung von Hautkrebs darzustellen.  

Zusätzlich textiler Schutz

Sonnencremes bieten einen wirksamen Schutz vor UVB-Strahlung, doch viele Cremes blockieren die UVA-Strahlung nicht ausreichend. Diese wurde lange Zeit nur mit der Sonnenbräune in Verbindung gebracht, doch kürzlich auch mit der Melanom-Entstehung. Die Wissenschaftler sprachen sich dafür aus, die neueren Breitspektrum-Cremes, die sowohl UVA- als auch UVB-Strahlung blocken, mit dem höchstmöglichen Sonnenschutzfaktor zu kombinieren. Grund hierfür: Die UVA-Strahlung bleibt über den Tag verteilt im Grossen und Ganzen gleich. Das Risiko, das von der UVA- Strahlung ausgeht, dauert also noch an, während die Sonnenbrandgefahr bereits gesunken ist. Ergänzt werden müsse der Schutz auf jeden Fall durch entsprechende Hüte und Sonnenbrillen, die die nicht durch Creme geschützten Bereiche vor einer Überdosierung an UV-Strahlen bewahren. Dies bestätigte die bereits vor einiger Zeit getätigten Aussagen einer deutschen Forschergruppe, die zu der Auffassung kam, Photoprotektion sei nicht allein mit Sonnencremes zu erreichen. Es gehe um das ganze Paket – um endogene und mechanische, textile, topische und systemische Maßnahmen. Fazit: Empfehlenswert sind Breitspektrum-Cremes mit höchstmöglichem Lichtschutzfaktor plus textilem Schutz. Die Forschergruppe verneinte auch die Notwendigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln, die eine Prophylaxe gegen die Hautalterung haben sollen. Man bezog sich auf eine vergleichende Untersuchung zur Sonnencreme bei mehrfacher Anwendung am Tag im Vergleich zur Gabe von Betacaroten. Das Ergebnis zeigt, dass täglich mehrfache Sonnencreme-Applikationen der Hautalterung signifikant vorbeugen können. Bei denen, die sich täglich konsequent eingecremt hatten, waren nach 4,5 Jahren keine messbaren Hautalterungen bzw. 24 Prozent weniger Alterungszeichen festzustellen. Das supplementierte Betacaroten beeinflusste den Gesamtprozess nicht. Da UV-Strahlung direkt auf Haut wirkt und genetische Schäden der DNA zu befürchten sind, lautet die Empfehlung, oxidativen Stress zu vermeiden.

Sinnvoller Sonnenschutz ist eine Kombination verschiedener Massnahmen: Sonnenschutzcremes mit UV-Filtern sollten auf alle Fälle mit textilem Sonnenschutz und Sonnenbrillen kombiniert werden

Sinnvoller Sonnenschutz ist eine Kombination verschiedener Massnahmen: Sonnenschutzcremes mit UV-Filtern sollten auf alle Fälle mit textilem Sonnenschutz und Sonnenbrillen kombiniert werden

Oxidativer Stress & Carotinoide

Für eine genetische Stabilität der stoffwechselaktiven Melanozyten wäre es sinnvoll, wenn der oxidative Stress reduziert würde. Wichtig hierbei ist Kleidung, denn hohe Lichtschutzfaktoren schützen zwar vor Sonnenbränden und Alterungserscheinungen der Haut, aber nur unzureichend vor Hautkrebs. In Bezug auf oxidativen Stress wären alimentäre Faktoren wie die Carotinoide interessant. Diese ergänzen als Radikalfänger bzw. Antioxidanzien das Abwehrsystem der Zelle gegen freie Radikale bzw. oxidativen Stress. Beide sind verantwortlich für zytotoxische und kanzerogene Effekte des Sonnenlichts. Man weiss von Carotinoiden, dass sie durch UVA-Strahlung ausgelöste Zellschäden in gewissem Umfang selbst reparieren können. Fazit: Nahrungsergänzungsmittel zur Prophylaxe der Hautalterung scheinen keinen nachweislichen Erfolg zu zeigen. Zur Reduktion von oxidativem Stress scheinen sie aber wirkungsvoll zu sein.

 

Vitamin D & Insektenschutz

Wissenschaftler kamen bei Routine-Untersuchungen der Patienten zu dem Schluss, dass ausgeprägte Vitamin D-Mangelzustände eher selten sind, obwohl über die Hälfte der deutschen Bevölkerung erniedrigte Werte aufweist. Dies lässt den Umkehrschluss zu, dass der Grossteil der deutschen Bevölkerung einen Lebensstil pflegt, der hinderlich für die Vitamin D-Produktion ist. Das spreche gegen einen zu langen Aufenthalt in der Sonne. Etwas «mutiger» geben sich amerikanische Forscher, die der Ansicht sind, dass das Melanom-Risiko mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel korreliert. Die Rechnung: «UV-Exposition = Vitamin D = Schutz» ist aber kein Beweis. Fazit: Die Diskussion um Vitamin D kreist seit Jahren um die gleichen Themen. Mangel ja, Auswirkungen fraglich. Der Schutz vor anderen Krebsarten gilt als wahrscheinlich, aber nicht bewiesen. Damit bleibt das Thema umstritten. Bei zunehmendem Fernreisetourismus stellt sich ausserdem immer häufiger die Frage, wie Insektenschutz (Repellentien) und Sonnenschutz zusammen genutzt werden können, ohne dass sie einander in ihrer Wirkung beeinträchtigen. Der Effekt der UV-Filter könne verloren gehen, wenn unmittelbar nach Eincremen oder Sprühen mit einem Sonnenschutzmittel ein anderes Mittel aufgetragen wird. Einigkeit herrscht darin, dass die gleichzeitige Anwendung einer Sonnenschutzcreme und eines Repellents sicher nicht sinnvoll ist. Aber wie dann? Eine Möglichkeit besteht darin, textilen Sonnenschutz zu nutzen und die Kleidungsstücke mit Repellentien zu imprägnieren. Oder man appliziert auf freie Körperpartien ausreichend Sonnenschutzmittel, lässt es 30 Minuten einwirken und trägt danach Repellentien auf. Bei Repellentien werden allgemein Sprays empfohlen, da Lotionen verrieben werden müssen und dadurch der UV-Filter wieder entfernt werden kann. Kombinationspräparate aus Sonnenschutzmittel und Mückenspray seien hingegen nicht sinnvoll, da diese häufig viel zu dünn aufgetragen werden, womit der UV-Schutz hinfällig ist. Fazit: Repellents und Sonnencreme ja, aber richtig!

 

Suche nach natürlichen Filtern

Viele UV-Filter stehen unter Beobachtung, da sie eine Gefährdung der Meeresumwelt darstellen könnten. So wurden UV-Filter u. a. in Fischen nachgewiesen und scheinen zur Korallenbleiche beizutragen. Auch in der Schweiz und in Deutschland sind UV-Filter aus Sonnencremes in Gewässern zu finden, z. B. in der Ostsee. Um das ökologische Problem von Sonnencremes zu lösen, wird nach natürlichen UV-Filtern gesucht. So schützten sich Protozoen, Algen, Seetang, Korallen, Wirbellose, Fische, aber auch terrestrische Pilze u. a. durch die Produktion von Mycosporinartigen Aminosäuren (MAA). Die Hauptabsorption liegt zwischen 268 Nanometern und 362 Nanometern, deckt also nahezu den gesamten UV-Bereich ab. MAA sind photostabil und haben antioxidative Eigenschaften. Zwar gibt es einige wenige Präparate, die bereits MAA beinhalten, allerdings in einer derart niedrigen Konzentration, dass die Filterwirkung vermutlich zu vernachlässigen ist und der UV-Schutz in diesen Präparationen durch die konventionellen Filtersubstanzen erreicht wird.

 

 

 

Autor:

Dr. med. Norbert Schmid-Keiner studierte Medizin. Nach zahlreichen Stationen in der Industrie ist er selbstständiger Autor und Trainer. Er hat sich auf den Bereich Licht, UV-Strahlung sowie deren Wirkungen spezialisiert und ist Inhaber des Beratungsunternehmens s:tc.
Kontakt:

Schmid-Keiner@t-online.de

 

 

Text: Dr. med. Norbert Schmid-Keiner

Fotos: stock.adobe.com (2), Norbert Schmid-Keiner (1)

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